Treffpunkt Schienennahverkehr Karlsruhe e.V.
„Wagen 83“ im Historischen Depot 1913!
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„Wagen 83“ im Historischen Depot 1913!

Der Wagen 83 stammt aus der letzten für die Albtalbahn beschafften Serie meterspuriger Waggons. Im Laufe seiner Einsatzzeit hatte das Fahrzeug drei Eigentümer, da die Albtalbahn mehrfach den Besitzer wechselte. Beschafft worden war der Wagen 1927 von der Badischen Lokal-Eisenbahnen AG (BLEAG), im Jahr 1931 ging er an die Deutsche Eisenbahn-Betriebs-Gesellschaft (DEBG) über. Mit der Übernahme der Albtalbahn durch die kommunale Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) im Jahr 1957 gelangte er schließlich in deren Fahrzeugbestand. Bis Anfang der 1960er-Jahre wurde der vierachsige Wagen hauptsächlich auf der Stammstrecke von Karlsruhe nach Bad Herrenalb eingesetzt. Nach deren Umspurung war er die letzten Jahre auf der Zweigstrecke von Busenbach nach Ittersbach unterwegs.

Er stand seit Ende des meterspurigen Betriebs auf der Albtalbahn-Bergstrecke im Jahr 1964 auf einem Wiesengrundstück in Spielberg. Ein Imker hatte das Fahrzeug damals von der AVG erworben und viele Jahre zur Unterbringung seiner Bienenstöcke genutzt. Hierzu war der Wagen komplett umbaut und überdacht worden. Aufgrund der Einhausung ist das Fahrzeug in einem sehr guten Zustand erhalten.

Um den Albtalbahn-Wagen 83 von dem nicht unmittelbar an eine Straße angrenzenden und somit schwer zugänglichen Wiesengrundstück abtransportieren zu können, wurden spezielle mobile Baustraßenmatten, wie sie auch bei der Errichtung von Windkrafträdern auf dem freien Feld genutzt werden, benötigt. Diese Matten sind über eine längere Zeit im Voraus gebucht und somit nur am vereinbarten Tag verfügbar. Außerdem musste der Wagen mit einem Kran auf den Tieflader gehoben werden. Ein Verschieben des Transports – beispielsweise wegen schlechten Wetters – kam deshalb nicht in Frage. Die TSNV-Mitglieder hatten jedoch Glück, am Tag des Transports herrschte bestes Wetter – es war trocken und morgens noch nicht all zu heiß.

Wie der Imker vor 60 Jahren die Aufstellung bewerkstelligt hatte ist nicht überliefert.

 

Auf der linken Seite des Wagens wurden Fensterrahmen und Glasscheiben entfernt, damit die Bienen ihr Domizil betreten und verlassen können. Die Teile sind aber in abgebautem Zustand noch vorhanden.

Sicher auf dem Tieflader festgezurrt fährt das Gespann nun entlang der ehemaligen Einsatzstrecke nach Karlsruhe.

Gegen 11 Uhr ist der Wagen vor der neuen Heimat angekommen.

Auf der rechten Seite ist die Seitenwand noch intakt – selbst die bahnbetrieblichen Aufschriften und die Angabe des Eigentümers sind noch voll erhalten.

Nun begann eine aufwändige Prozedur des Abladens.

Zunächst kam wieder der Kran zum Einsatz um den Wagen temporär vom Tieflader anzuheben, damit dieser wegfahren kann.

Das Fahrzeug wird auf zwei sogenannte “Achsbruchwagen” heruntergelassen. Diese erlauben später ein Verfahren mit Muskelkraft, zumindest innerhalb der Halle auf dem Gleis 9.

Da sich aber die Gleise vor der Halle bereits im Bogen befinden war ein gleichzeitiges Ablassen auf beide Achsbruchwagen nicht möglich.

 

Nach dem Ablassen auf den der Halle zugewandeten Achsbruchwagen wurde so weit es geht bereits in die Halle hineingeschoben und auf der anderen Seite unterbaut.

Die Kranschlaufe wurde anschließend so konfiguriert, dass das Fahrzeug mit Hilfe des Krans weiter in die Halle geschoben werden kann um gerades Gleis unter sich zu haben.

Fast geschafft! Ein letztes Ablassen folgt nach genauer Ausrichtung des zweiten Gestells.

Die letzten Meter muss es manuell gehen. Genug Schaulustige die nun zu Helfern wurden waren anwesend, sodass der Wagen im Nu seinen vorgesehenen Platz erreichte.

Ein Schienenfahrzeug ist – wenn man die Masse erstmal in Bewegung hat – sehr leicht zu schieben.

Geschafft!

Es folgen nun noch ein paar Fotos aus dem Innenraum. Selbst die original Emailschilder wie „Nichtraucher“, „Raucher“ und „Nicht hinauslehnen“ existieren noch.

Text: Andreas Müller, Björn Schuhmann

Fotos: Volker Dürr

Eine Antwort

  1. Das ist ja der Traum von einem Fundstück. Einfach von einer Zeit in eine andere katapultiert. Herzlichen Glückwunsch!

    Das ist so spannend, dass man den aktuellen Zustand auch konservieren könnte.

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