Treffpunkt Schienennahverkehr Karlsruhe e.V.
Haltestellen Symbold
Wagenhalle

Das Depot an der Tullastraße wurde mit Einführung der elektrischen Straßenbahn errichtet und besteht seit 1899 an jener Stelle. Mit Erweiterung des Straßenbahnnetzes wurde 1913 die Wagenhalle II (Mitte) hinzugebaut und 1951 durch eine dritte Halle (rechts) ergänzt. Der Betriebshof war und ist nicht nur die Heimat von Generationen von Straßenbahnwagen, sondern auch Stammsitz der Karlsruher Nahverkehrsunternehmen.

In seiner größten Ausdehnung verfügte das Depot an der Tullastraße über 26 überdachte Gleise. Bis 1977 waren sämtliche Straßenbahnwagen hier beheimatet. Als einer der größten Arbeitgeber in der Oststadt fanden viele Bewohner aus diesem Stadtteil als Wagenführer, Schaffner, Werkstatt- oder Verwaltungsmitarbeiter einen sicheren Arbeitsplatz.

Die historisch interessante Wagenhalle von 1913 ist typologisch und formal charakteristisch für modernste Funktionsbauten der Jahre vor dem Ersten Weltkrieg. Anstelle massiv gemauerter Gebäude mit eisernem Dachstuhl, wie sie für solche Bauaufgaben noch im späten 19. Jahrhundert üblich waren, wurden diese nun als Eisenbetonskelett ausgeführt, dessen Zwischenräume mit Backstein oder Fensterelementen geschlossen wurden. Bekannte Bauwerke dieser Art sind unter anderem die Garnisonskirche in Ulm, die Jahrhunderthalle in Breslau oder der ehemalige Schlachthof und das Deutsche Museum in München.

In Karlsruhe ist der als Munitionsfabrik 1915–18 errichtete Hallenbau des ZKM ein bedeutendes Dokument der Bauentwicklung seiner Zeit. Die Wagenhalle der Straßenbahn an der Tullastraße ist sogar etwas älter. Sie wurde von dem in Karlsruhe gegründeten und damals schon weltweit agierenden Bauunternehmen Dyckerhoff & Widmann errichtet. Das Skelett der Halle zeigt im Inneren noch heute den originalen Sichtbeton. Die Oberflächen und Details zeugen von einer erstklassigen handwerklichen Bauausführung. Die „Katakomben“ der Wartungszone unter den Gleisen weisen die gleiche Bauweise wie das Dach auf.

 

 

Beim Dach wurde mit verschieden stark dimensionierten Unterzügen gearbeitet, typisch für die Frühzeit des Skelettbaues. Die Halle hat in den letzten 100 Jahren verschiedene Änderungen erfahren: An der Westseite wurde der Giebel mit der großen Uhr Anfang der 1980er Jahre abgebrochen und stattdessen ein neuer Giebel mit Eternitvertäfelung
angebracht. Etwa im selben Zeitraum wurde die Halle an ihrer Ostseite um etwa zwölf Meter verlängert und beim Dach Betonfertigteile verwendet.